Geschichtliches zur Manuellen Medizin

Behandlungen mit Handgriffen sind seit Menschengedenken bei allen Völkern, insbesondere im europäischen, asiatischen und arabischen Raum bekannt. Hippokrates und auch Appolonius haben mehrere schriftliche Zeugnisse über manuelle Wirbelsäulentherapie schon ca. 500 v.Chr. überliefert. Auch Galen (2.Jahrh.n.Chr.) und Avichenna (1000 n.Chr.) haben Abbildungen, die sich mit Manipulationen befassten veröffentlicht. Der herausragende arabische Arzt und Forscher Abu El Quasim (1013-1106) der an der damals besonders renomierten medizinischen Hochschule in Cordoba lehrte, hat manuelle Behandlungstechniken entwickelt und gelehrt. Auch der berühmte mittelalterliche Arzt El Vidius Video (1500-1569) hat  manuelle Grifftechniken an der Wirbelsäule beschrieben.

Wesentliche Impulse in der neueren Zeit kamen von dem Begründer der ersten Osteopathieschule für Ärzte A.T.Till (1892, USA) und dem Chiropraktiker D.D.Palmer(1895, USA). Diese haben die manuelle Medizin systematisiert und als Lehrinhalt die Ausbildung von Ärzten an Hochschulen eingebracht. Zur gleichen Zeit verfasste der Schweizer Neurologe Naegeli das erste Lehrbuch mit dem Titel “ Heilung mit Handgriffen“. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die manuelle Medizin durch interessierte Ärzte in Deutschland etabliert. Es erfolgte die Gründung von zwei Ausbildungsschulen für manuelle Therapie in Deutschland – das Ärzteseminar in Hamm und das Karl-Sell-Ärzteseminar in Isny. Durch den begeisterten Einsatz von Ärzten wie Guttmann, Sell, Kramer, wurden die Behandlungsmethoden auch in Deutschland sehr weit verbreitet, so dass heute in Deutschland mehr als 11 Millionen chirotherapeutische Eingriffe pro Jahr durchgeführt werden. Die Ausbildung zum ärztlichen Chirotherapeuten ist in der berufsbegleitenden Fortbildung von den Bundesärztekammern reglementiert und kontrolliert. Jeder Arzt der die Zusatzbezeichnung Chirotherapie/Manuelle Medizin trägt hat somit eine standardisierte Ausbildung durchlaufen. Diese Therapie hat heute in der modernen Schmerztherapie auch in Münster ihren festen Platz.

Diese Text baut auf folgender Literaturstelle auf: (Kramer/Döhring/Guttmann, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg; New York 1990)